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Zur Ausbreitung vorderasiatischer Innovationen in die frühbronzezeitliche Ägäis
Date Issued
2006
Author(s)
DOI
10.1515/PZ.2006.002
Abstract
n der zweiten Hälfte des 3. Jahrtausends v. Chr. finden sich inzwischen zahlreiche Hinweise auf kulturelle Beziehungen zwischen Syrien, Anatolien und der Ägäis. Weniger die relativ geringe Zahl orientalischer Importe demonstriert dies als vielmehr die Übernahme wichtiger Innovationen Vorderasiens in der Ägäis. Dies zeigen ähnliche Keramikformen, die sowohl auf vergleichbare Trinksitten als auch auf die erstmalige Verwendung der schnellen Töpferscheibe in der Ägäis und Westanatolien hinweisen, weiterhin Anzeichen für vergleichbare Sitten in der Körperpflege sowie die Nutzung von Siegeln zur Administration und eine entwickelte Metallurgie mit der Verarbeitung von Edelmetallen und Legierungen. Die Ägäis war dabei an Entwicklungen angebunden, die ihren Ursprung vor allem in Syrien des 3. Jahrtausends v. Chr. hatten. Dort entwickelte sich in den Jahrhunderten nach 2500 v. Chr. die zweite Blüte urbaner Kultur nach der Uruk-Zeit. Der enorme Bedarf der syrischen Stadtkultur an Rohstoffen und Prestigegütern erforderte weitreichende Kontakte. Neue Erkenntnisse zeigen, daβ die Handelskontakte durch weit verbreitete, einheitliche metrologische Systeme, in die auch die Ägäis mit einbezogen war, erleichtert wurden. So beruhen neu identifizierte Gewichte aus der frühbronzezeitlichen Ägäis auf denselben metrologischen Systemen wie Gewichte aus Syrien, was verdeutlicht, daβ die gleichen kognitiven Fähigkeiten vorhanden waren. Die regionalen Handelsnetze lassen sich in der Zeit zwischen ca. 2500–2200 v. Chr. zu einem groβen ostmediterranen Interaktionsraum zusammenfassen, in dem verschiedene Innovationen weitergegeben wurden. Die Ägäis war somit bereits zwischen ca. 2500-2200 v. Chr. als Peripherie in ein vorderasiatisches Austauschsystem integriert.