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Besetzte Bibliothek
Date Issued
2022-06
Author(s)
DOI
10.18452/24723.2
Abstract
Die Auswirkungen von Kriegs- und Besatzungssituationen auf frühneuzeitliche Bibliotheken werden aus bibliothekshistoriographischer Perspektive in der Regel hinsichtlich ihrer Bestandsgeschichte in den Blick genommen. Seltener werden in diesen Zusammenhang die Interaktion zwischen bibliotheksfremden Militärs und den jeweiligen Einrichtungen oder durch die Ausnahmesituation bedingte (bibliotheks-)organisatorische oder institutionelle Entwicklungsprozesse problematisiert. Mit der 1734 eröffneten Bibliothek der Göttinger Georg-August-Universität stellt die vorliegende Studie exemplarisch eine Einrichtung in den Mittelpunkt ihres Interesses, deren soziale und institutionelle Umwelten ebenso wie die Bibliothek selbst während des Siebenjährigen Krieges (1756–1763) mehrfach unter dem Eindruck von militärischer Besatzung und kriegsbedingter Gewalt standen. Mit Rückgriff auf handlungs- und raumtheoretische, kultur- und bibliothekswissenschaftliche Ansätze werden auf empirischer Grundlage von Selbstzeugnissen, Verwaltungsakten und Ausleihregistern Praktiken der Bibliotheksnutzung durch Angehörige der Besatzungstruppen ebenso wie Aspekte der Verwaltung, der institutionellen sowie der bibliothekarischen Entwicklung an der Göttinger Universitätsbibliothek in der Mitte des 18. Jahrhunderts diskutiert.