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Kriterien und Perspektiven einer nachhaltigen Agrarproduktion
Journal
Deutsch-Türkische Agrarforschung
Date Issued
2004
Author(s)
Editor(s)
Bramm, Andreas
Abstract
Nachhaltigkeit ist in der Diskussion um die Entwicklung des Landbaus weltweit zu einem Schlüsselthema geworden. Die Landwirtschaft als ein Wirtschaftszweig, der sich auf die großflächige Nutzung der natürlichen Ressourcen stützt und den Zustand der Ressourcen durch Bewirtschaftung verändert, wird von der Öffentlichkeit kritisiert und als nicht nachhaltig wirtschaftend erachtet. Analysen von Agrar- und Umweltwissenschaftlern belegen, dass die Landwirtschaft oftmals so wirtschaftet, dass die natürlichen Grundlagen, die biotischen und abiotischen Umweltgüter, nicht geschont werden und dass die Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln und die Rentabilität der Agrarproduktion in vielen Fällen nicht gewährleistet ist. Mit dem Konzept der Nachhaltigkeit wird versucht, diesen Problemen zu begegnen. Eine Produktion wird als 'nachhaltig' bezeichnet, wenn sie die Bedürfnisse der Menschen zu erfüllen vermag, ohne dass dadurch die Möglichkeiten zukünftiger Generationen, ihre Bedürfnisse zu befriedigen, eingeschränkt werden. Nachhaltigkeit bezieht sich dabei auf ökologische, ökonomische und soziale Zielfelder. Damit dieses Konzept wirksam werden kann, sind mehrere Schritte erforderlich: (I) Es müssen Nachhaltigkeitsziele formuliert werden, (II) der Zustand der Landwirtschaft muss anhand der Ziele bewertet werden und (III) es müssen Wege zur Erreichung der Ziele in der Praxis aufgezeigt werden. Für die Umsetzung des Nachhaltigkeitskonzeptes wird die Anwendung von Indikatoren bzw. Indikatorsystemen vorgeschlagen, die die Belastungsursachen (pressure), den Belastungszustand (state) und Anpassungsreaktionen seitens der Landwirtschaft und der Politik (response) beschreiben. Dabei ist die Aussagekraft von Indikatoren variabel, so wie der Aufwand verschieden ist, mit dem diese Indikatoren in der Praxis zu erheben sind. Da Nachhaltigkeitsziele gleichzeitig auf verschiedenen Skalenebenen (räumlich: Schlag – Betrieb – Landschaft – Land – Welt; zeitlich: kurzfristig – langfristig) zu realisieren sind und zudem komplex interagieren, ist es fraglich, ob sich Nachhaltigkeit 'operationalisieren' lässt. Trotz dieser Schwierigkeiten erweist sich das Leitbild der Nachhaltigkeit und hierbei insbesondere der Gedanke der intergenerationellen Gerechtigkeit als vernünftige und konsensfähige Grundlage für die Entwicklung der Landwirtschaft.