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Die Finanzialisierung von Unternehmen
ISSN
0023-2653
1861-891X
Date Issued
2018
Author(s)
DOI
10.1007/s11577-018-0543-9
Abstract
Die Finanzialisierung des Unternehmens wird seit den 1990er Jahren auch in Deutschland als ein bedeutsamer und an Bedeutung gewinnender Aspekt der kapitalistischen Entwicklung dingfest gemacht. Seit einiger Zeit wird allerdings verbreitet eine konzeptionelle Überdehnung des Begriffs der Finanzialisierung beklagt. Dieser wird zu unterschiedlich und oft mehrdeutig definiert und nicht klar genug von verwandt erscheinenden Begriffen abgegrenzt. Finanzialisierung wird vorschnell mit fixen Effekten verbunden, die zudem zu Stufenmodellen kapitalistischer Entwicklung verdichtet werden. Bei der Analyse der Wirkungen wird isoliert auf Finanzialsierungseffekte abgestellt, ohne Interaktionseffekte mit anderen Strukturierungen von Feldern und damit die Multirefentialität von Unternehmen zu berücksichtigen. Der Behebung dieser Mängel dient ein Vorschlag zur Analyse der Finanzialisierung des Unternehmens, der sich auf allgemeinere soziologische Konzepte der Strukturierung und Dynamik wirtschaftlicher Felder und des darin operierenden „multireferentiellen Unternehmens“ stützt. Auf dieser Grundlage werden Episoden der Finanzialisierung in Deutschland analysiert, an denen deren Dynamik und Grenzen deutlich werden. Die Finanzialisierung von Unternehmen in Deutschland ist demnach strukturell begrenzt, institutionell umkämpft und entfaltet ihre Wirkungen in unterschiedlichen Akteurskonstellationen auf der Unternehmensebene, die ihre je spezifischen Ausprägungen auch deswegen haben, weil Unternehmen multipel und unterschiedlich eingebettet sind.