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Ethik und Fallpauschalen
ISSN
0012-0472
Date Issued
2005
DOI
10.1055/s-2005-871880
Abstract
Mit dem Jahreswechsel 2003/2004 vollzog sich im stationären Sektor des deutschen Gesundheitswesens ein Wechsel von der bisherigen tagespauschalierten Vergütung medizinischer Leistungen hin zur Vergütung nach „Fallpauschalen” (diagnosis related groups, DRGs). Damit deutet sich zugleich ein Paradigmenwechsel in der Leistungsallokation an - weg von der gleichmäßigen Versorgung in der Fläche, hin zur Konzentration auf spezialisierte Zentren - dessen ethische Implikationen noch unklar sind. Einerseits erhofft man sich eine Reduzierung der Kosten im Bereich der stationären Krankenversorgung. Andererseits ist fraglich, ob diese Kostenreduktion nicht zu einer schlechteren Versorgung von multimorbiden und chronisch kranken Patienten führt. Das neue System dürfte zwar dem aktiven, autonom entscheidenden Patienten entgegenkommen, der ein Mehr an Informationen aus den geplanten Qualitätsberichten nutzt, um für sich ein Maximum an hochwertigen medizinischen Dienstleistungen zu realisieren. Auf der anderen Seite könnte das neue System aber Patientengruppen benachteiligen, die zur aktiven Nutzung solcher Informationen nicht oder weniger gut in der Lage sind. Ohne die Lage im deutschen Gesundheitswesen vor Einführung von Fallpauschalen positiv verklären zu wollen, sollen deshalb im vorliegenden Artikel anhand von Studienergebnissen aus den USA Konsequenzen abgeschätzt und in ihrer ethischen Dimension eingeordnet werden.